Anne Bendel, im Februar 2025

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Geld ist kein Thema, wenn man es hat. Über Krankheiten braucht man nicht zu sprechen, wenn man gesund ist.
Wenn es uns gut geht und an nichts fehlt, brauchen wir uns vermeintlich nicht darum zu sorgen, was ist, wenn es an etwas fehlt. Erst dann, wenn etwas droht zu verschwinden, bemerken wir, dass es ein Privileg ist und nicht ganz selbstverständlich.
So ist es auch beim Thema Frieden. In Frieden zu leben, scheint für viele von uns selbstverständlich zu sein. Auch für mich, die in einem wiedervereinten Deutschland im Gebiet der ehemaligen DDR aufgewachsen ist, war Frieden nie ein Thema, obwohl es das sicherlich hätte sein müssen.
archive.news ist durchaus als Manifest zu verstehen – ein Manifest für Frieden
Nun aber, in Zeiten in denen der Kalte Krieg längst wieder heiss ist, ist es ein Thema. Nicht nur, weil mich die Krisen Europas und weltweit beschäftigen, die für mich persönlich immer noch sehr weit weg sind, sondern, weil ich mich frage, in was für einer Welt ich leben möchte und welchen Beitrag ich, jeder Einzelne und wir im Kollektiv leisten können, um Frieden für alle zu gewährleisten.
Mit archive.news möchte ich aus Archiv- sowie aus geisteswissenschaftlicher Perspektive genau darüber nachdenken und einen Beitrag leisten, der vielleicht auch andere inspiriert. Es ist also gleichzeitig als Einladung zu verstehen, selbst Initiative zu ergreifen, Haltung zu beziehen, wo andere, weniger Privilegierte, dies vielleicht nicht können und sich im eigenen Rahmen zu engagieren. Niemand kann allein die Welt verändern, im Kollektiv aber ist dies möglich. Dies ist eine meiner festen Überzeugungen, die sich, wie ich hoffe, auf meine Leser*innen überträgt und als Inspirationsquelle wirkt.
Ich danke darum an dieser Stelle allen, die sich die Mühe machen meine Artikel, sei es hier auf diesem Blog oder auf archive.blog, zu verfolgen, zu lesen und im eigenen Rahmen selbst aktiv werden. Eines nämlich ist für mich unverhandelbar: Niemals dürfen wir leise sein und damit jenen, die nur ihr eigenes Interesse in den Vordergrund stellen, aktiv Falsch- oder Desinformationen und vor allem Hass und Hetze verbreiten, noch mehr Raum geben. Niemals dürfen wir schweigen.

image: Ashish Thakur, unsplash Warum Friedensarbeit? Warum durch Archivarbeit?
Frieden zu stiften, aktiv zu (er-)schaffen und zu verbreiten wird für mich mehr und mehr zu einer Haltung, die Bestandteil meiner Arbeit mit archive.matter(s) geworden ist. archive.news widmet sich genau diesem Thema und verhandelt dies aus Archiv- und geisteswissenschaftlicher Sicht. Damit soll auch die Aufmerksamkeit für die Relevanz von Archiven und der Archivarbeit gestärkt werden.
Archive und Kulturinstitutionen sind angewiesen auf Frieden, schon deshalb, weil sie in Zeiten von Krieg immer wieder gezielt angegriffen werden. Damit sind Kulturgüter vor allem im Krieg bedroht. Sie sind aber nicht allein deshalb bedroht, weil sie Angriffsziele sind, sondern auch, weil Menschen, die in Archiven und anderen Kulturinstitutionen arbeiten, verständlicherweise vor Krieg fliehen. Der Schutz von Kulturgütern beinhaltet nicht allein einen Ort zu haben, der die Dokumente und Objekte schützt. Es braucht auch Menschen vor Ort, die sich dem Schutz von und dem Zugang zu Kulturgütern widmen.
Das ist schon in Friedenszeiten zuweilen eine Herausforderung, da es in vielen Archiven an Ressourcen mangelt, ob finanziell, personell oder logistisch. In Kriegszeiten wird dieser Zustand nur verstärkt. Zudem ist Kulturgüterschutz in Kriegszeiten nicht unbedingt Priorität, auch keine militärische. Umso wichtiger ist es, Kulturgüter bereits in Friedenszeiten zu schützen und ihnen eine angemessene Priorität zu verleihen. Vernetzung und Hilfen für von Krieg betroffene, respektive durch Krieg bedrohte Kulturgüter, spielen dabei eine wichtige Rolle.
Gegennarrative
Gleichzeitig möchte dieser Blog einen Beitrag leisten auch die Bedeutung von Geisteswissenschaften stärker ins Bewusstsein zu rücken. Denn gerade Geisteswissenschaften verhandeln und analysieren gesellschaftlich relevante Themen und tragen ein stückweit zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und damit zu Frieden bei. Insofern ist archive.news durchaus als Manifest zu verstehen – ein Manifest für Frieden, das sich auch für Zusammenhalt einsetzt, im Gegensatz zu Spaltung, welche gesellschaftlich in vielen Bereichen momentan vorherrschend ist.
Gegen diese Spaltung und für Zusammenhalt können sowohl Archive als auch Geisteswissenschaften wirksam werden. Durch Verbreitung von Wissen, differenzierte Perspektiven und Analysen. Mit der Verbindung von Archivarbeit und Geisteswissenschaft ist archive.news also auch der Versuch für eben diese Verbindung einzutreten und gegen die Spaltung von Archiv und Wissenschaft, die durchaus vielfach zu beobachten ist, anzuschreiben.
Um Verbindung zu erreichen, braucht es neben Aufmerksamkeit für gesellschaftlich relevante Themen auch Wissen. Wissen findet sich in Archiven, aber nicht ausschliesslich. Nicht alles, was wir wissen (können), ist in Archiven vorhanden oder zugänglich. Das Archiv ist vielleicht der zuverlässigste Ort, um an Wissen zu gelangen, aber auch nur einer von vielen. So kann der Zugang zu Wissen auch über andere Orte gelingen. Gegennarrative zum Archiv wie die Literatur oder die Kunst werden darum immer wieder Eingang in das Magazin finden.
Ich danke allen, die meine Arbeit und dieses Projekt unterstützen.
Merci für Ihr und euer Vertrauen.
Aufruf an Geisteswissenschaftler*innen
archive.news bietet Geisteswissenschaftler*innen, die sich im Studium oder Doktorat befinden, die Möglichkeit erste Publikationserfahrungen zu sammeln, sich aktiv mit Archiven zu beschäftigen und einen Beitrag zu veröffentlichen. Dies ist umso relevanter, da die Beschäftigung mit Archiven, vor allem der Recherche, im Studium häufig zu kurz kommt. Wie du mitmachen kannst, erfährst du hier.

